Der Plattwurm

Das ökologische Gleichgewicht ist in Gefahr.

Der fleischfressende Obama nungara breitet sich in Europa aus. Dieser invasive Plattwurm frisst neben Schnecken vor allem Regenwürmer.

Ursprünglich stammt Obama nungara wohl aus Argentinien und hat seinen Weg nach Europa mit dem Import von Topfpflanzen gefunden.

Frankreich ist stark betroffen. Aber auch in Spanien, Portugal, Belgien, Grossbritannien, Italien und der Schweiz kommt der Plattwurm bereits vor. Da Obama nungara in Europa keine natürlichen Fressfeinde hat, wird er sich wohl noch weiter ausbreiten. 2021 wurden schweizweit acht Sichtungen des Plattwurms gemeldet, in den Kantonen Tessin, Basel, Zürich und Zug. Der Plattwurm wurde in Gartencentern und in Siedlungen entdeckt.

Welche Auswirkungen die Ausbreitung dieses invasiven Plattwurms auf heimische Ökosysteme haben wird, lässt sich zum heutigen Zeitpunkt nur schwer abschätzen. Es ist aber davon auszugehen, dass die bestehende Artenvielfalt ernsthaft in Gefahr ist – und damit auch unser Boden.

Die Plattwürmer ernähren sich von Schnecken, Regenwürmern sowie weiteren im Boden lebenden Kriechern.

«Für die Landwirtschaft sind Regenwürmer essenziell», sagt Marcel Liner, Leiter Landwirtschaftspolitik und Alpenschutz bei Pro Natura: «Sie sind die wichtigsten Mitarbeiter auf jedem Landwirtschafts-, Gartenbau- und Forstwirtschaftsbetrieb und wichtig für die Aufrechterhaltung eines gesunden und fruchtbaren Bodens.» Darum sei es sehr wichtig, dass dem Regenwurm Sorge getragen werde. «Eine grossflächige Ausbreitung des Plattwurms ist unbedingt zu verhindern», sagt Liner.

Es brauche eine Sensibilisierung der Bevölkerung, sagt Liner von Pro Natura. «Es spricht sowieso vieles dagegen, ausländische Topf- und Gartenpflanzen zu kaufen. Die Berücksichtigung von einheimischen Topf- und Gartenpflanzen ist besser für die Biodiversität, verhindert das Einschleppen von ungewollten Organismen und fördert sinnvolle Arbeitsplätze in der Schweiz», so Liner. Am besten sei der Kauf aus einer lokalen Biogärtnerei.

Laut dem AWEL des Kantons Zürich ist noch nicht bekannt, wie sich der Wurm in den Gärten ausbreiten wird.

Gefährlich ist der Plattwurm insbesondere, weil er hier keine natürlichen Feinde hat. «Gefundene Plattwürmer müssen deshalb sofort bekämpft werden, um eine Ausbreitung und Verschleppung zu den Gärten zu verhindern», sagt Isabelle Rüegg, Mediensprecherin der Baudirektion des Kantons Zürich.

Nach jetzigem Wissensstand sind Seifen- oder Heisswasser das effektivste Mittel, um einen Befall zu bekämpfen, denn: «Chemische Massnahmen wie Pestizide sind nicht verfügbar, nicht zugelassen oder haben zu grosse Nebenwirkungen.» Das Zerschneiden eines Plattwurmes tötet ihn nicht, sondern führt zu zwei Individuen.

Dringend zu verhindern ist auch, dass der Exot den Waldboden für sich entdeckt. Dorthin könnte er durch illegale Gründeponien im Wald gelangen. Der kälteresistente, gefrässige Fremdling könnte sich unkontrolliert im Wald verbreiten und das Ökosystem empfindlich stören. Der aktive Schnecken- und Regenwurm-Jäger stiesse im Waldboden auf ein Schlaraffenland. So leben im Waldboden auf einem Quadratmeter zirka 120 Regenwürmer.

Sollten Sie solch einen Wurm in Ihren Garten entdecken, informieren Sie bitte umgehend die Neobiota Fachstelle des Kantons.

Das AWEL hat einen Leitfaden für Gärtnereien zur Befallskontrolle herausgegeben, den Sie herunterladen können.


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Merkblatt Plattwurm, Stand April 2022

Bildnachweis: commons.wikimedia.org «Obama nungara Justine et al PeerJ 2020 fig-03-full.png»
Quellen: bodenreise.ch, BAFU, lid.ch, 20min.ch